Die Tradition des Wurmlinger Pfingstritts

Aus diversen mündlichen Überlieferungen und speziell aus den schriftlichen Aufzeichnungen von Ernst Meier lässt sich der Wurmlinger Pfingstritt wenigstens bis ins Jahr 1852 nachvollziehen. Vermutlich existiert dieses Brauchtum jedoch schon länger. Der Wurmlinger Pfingstritt ist eine der ältesten in Deutschland stattfindenden Pfingsttraditionen. Er fand alle zwei Jahre, mit Unterbrechung im Ersten Weltkrieg und von 1938 bis 1949 statt. Der Pfingstritt in Wurmlingen ist eine der wenigen Traditionen, die kaum verändert wurde. 1858 wurde zum Beispiel zum ersten Mal die noch heute traditionelle Pfingstpredigt erwähnt. Verändert hat sich allerdings die Bekleidung der Pfingstreiter: Vor dem Ersten Weltkrieg waren die Pfingstreiten in weiße Hemden, weiße Hosen und schönen Hosenträgern bekleidet. Außerdem trugen sie eine weiße Schärpe und einen Säbel. Heute sind die Jahrgängerinnen und Jahrgänger in historischen Gewändern gekleidet. Die Pfingstdamen kamen allerdings erst später dazu. Schon im Jahr 1852 beschreibt Ernst Maier folgende Figuren, die auch heute noch beim Pfingstritt zu finden sind: den Platzmeister, den Adjutant, den Fähnrich, den Maienführer, den Mohrenkönig, den weißen Mann, den Koch, den Kellermeister, den Doktor Eisenbart, den Henkermeister und den Pfingstbutz, der nicht mit reitet. Zu jeder Figur gehört ein entsprechendes historisches Gewand und der Pfingstbutz wird in Laub eingebunden. Der Pfingstritt beginnt mit einem Umzug durch Wurmlingen, der in der Unterjesinger Straße beginnt und beim Reitplatz endet. Auf ihrem Weg zum Reitplatz passieren die Pfingstreiter zwei Gasthäuser. Beides Mal wird vom Gastwirt eine Runde spendiert. Auf dem Reitplatz angekommen drehen die Reiter zwei Runden auf dem abgesteckten Areal, um sich den Zuschauern zu zeigen. Nun beginnt das Pfingstspiel. Hier tragen die Reiter ihren Spruch, passend zu ihrer dargestellten Figur vor. Mit dem Köpfen des Pfingstbutzes durch den Henker endet das Spiel. Nun folgt die Pfingstpredigt, in der verschiedene Wurmlinger Peinlichkeiten vorgetragen werden.  

 

  Die Reiter stellen sich nun entlang einer Startlinie auf. Sobald der Trompeter das Signal gibt, jagen sie in vollem Galopp auf den von den Pfingstdamen geschmückten Maien zu. Ziel ist es, den Baum aus einem mit Sägemehl abgesteckten Bannkreis mit fünf Metern Durchmesser zu ziehen. Geritten wird dreimal, wobei der erste Ritt lediglich ein Proberitt ist, der nicht gezählt wird. Wird der Maien beim zweiten Ritt gefasst, so ist der Wettritt beendet und der Sieger steht fest. Falls nicht, so wird es einen dritten und letzten Versuch geben. Sollte es keinem Reiter möglich sein, den Baum zu ergreifen, geht die Siegestrophäe an den Pfingstbutz, der nicht mit reitet. Der Sieger des Wettspiels ist verpflichtet, seinen Jahrgängern ein Fass Bier zu spendieren.

Der Pfingstritt wiederholt sich alle 2 Jahre und ist zwischenzeitlich Wurmlingens wichtigstes und größtes Fest.

Quelle: Pfingstritt 2001, aus 900 Jahre Wurmlingen.

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